luce. vivere. l‘illuminazione

Über das Verbot der Glühbirne war Ingo Maurer bekanntlich sehr ungehalten: „… wenn wir die klassischen Glühbirnen ausrotten, verlieren wir alle viel mehr, als wir gewinnen! Der Wolframfaden in der Glühlampe war das letzte Feuer, das wir Menschen in unseren Behausungen hatten. Deswegen empfinden wir das Glühen des Metallfadens als so angenehm, es erinnert uns an wärmendes Feuer“, erklärt Ingo Maurer. „Wir merken doch selbst, wie gut es tut, wenn die Sonne scheint, wie wir aufatmen und neue Energie tanken. Genauso ist es auch mit gutem Wohnlicht.“

Sein erstes großes Erfolgsdesign war der „Bulb“. Inspiriert hat ihn dazu – der Legende nach – der Genuss einer Flasche Rotwein in einem billigen Hotelzimmer: Die in diesem Moment „berauschend schöne“ 15-Watt-Glühbirne an der Decke begeisterte ihn so sehr, dass er sich sofort an das Design der „Bulb“ machte. Mit Entstehen der „Bulb-Serie“ wird Maurer 1966 schlagartig bekannt, und seine Idee, die Glühbirne zum gestalterischen Thema der Leuchte selbst zu machen, ist als ein ironisches Statement im Sinne der Pop-Art zu verstehen. Der Designklassiker aus hochglanzverchromtem Metall und mundgeblasenem Murano-Kristallglas wurde bereits 1969 in die ständige Designsammlung des MoMA in New York aufgenommen. 2016 wurde sie 50 Jahre alt – gefeiert mit einer limitierten Auflage. 1997 präsentierte er eine der ersten LED-Leuchten für Innenräume. Der Prototyp, der während der Mailänder Möbelmesse seinen großen Auftritt hatte, bestand aus einem ganzen „Strauß“ von Leuchtdioden-Blüten und bekam den vielsagenden Namen „Bellissima Brutta“– die „schöne Hässliche“.

„Die Glühbirne ist die schönste Symbiose von Poesie und technischer Innovation.“ Ingo Maurer

 

 

 

Der Lichtgestalter hat bis heute mehr als 120 verschiedene Leuchten entworfen und verwandelt mit ihnen auch nüchterne Räume in inspirierte Wohnlandschaften. „Design ist eine fröhliche Wissenschaft“, sagt Ingo Maurer. Wie kein anderer entwirft er poetisch-humorvolle Designleuchten wie das fliegende Fabelwesen „Lucellino“– wobei hier schon der Name eine zauberhafte Wortschöpfung aus Luce (Licht) und Uccellino (Vögelchen) ist. Die „Lucellini“ werden das Markenzeichen des Münchner Designers, und ihnen verdankt er wohl auch den lyrischen Titel „der Lichtpoet“.

Eine seiner faszinierendsten Schöpfungen wurde in einer schlossartigen Villa am Bodensee entwickelt. Während der Installationen wurde Maurer bald klar, dass die noch fehlende Deckenlampe in diesem Umfeld nicht zu perfekt sein durfte: „Hier muss ein Bruch rein, um diese sterile Atmosphäre aufzubrechen!“ Und so kam es zu einem Chaos, einem „Porzellanbruch“. Zusammen mit Werner Berthold schuf Maurer ein Leuchtobjekt, das aussieht, als hätte jemand Geschirr vor Wut an die Wand geworfen und dann den Scherbenhaufen unter die Decke gehängt, eine „Porca Miseria,“ eine „elendige Schweinerei!“. Die leuchtende Bescherung wurde zu einem der gefragtesten Lichtobjekte Ingo Maurers und ebenfalls in die Designsammlung des Museum of Modern Art (MoMa) in New York aufgenommen. Im Laufe der Zeit entstanden einige wenige Variationen, etwa „Porca China“ aus chinesischem Porzellan und Essstäbchen sowie „L‘Eclat Joyeux“ mit lachenden Buddha-Köpfen.

Ingo Maurer macht aus Teesieben, Zetteln, Campariflaschen und Zahnpastatuben leuchtendes Design und wagt sich immer an neue Materialien. Er geht nicht mit der Zeit, er geht ihr voran und erhielt dafür den Designpreis 2010 der Bundesrepublik Deutschland.

1970 bezieht der Designer mit einer Handvoll Mitarbeitern eine alte Werkstatt an der Kaiserstraße 47 in München. Er blieb diesem Ort treu, und heute befindet sich hier sein „Studioshowroomwerkstattatelier + Shop“, ein traumhafter Platz, an dem sich jeder Ingo Maurers Kreationen ganz nah fühlen kann. Beim anschließenden Besuch in der Pizzeria nebenan – beim Lunch, vielleicht auch einer Flasche Rotwein – können dann Maurers Lichtobjekte ebenfalls bewundert werden.

Seit 1990 beschäftigt sich Ingo Maurer neben der Gestaltung von Lampen für die serielle Herstellung auch mit der Planung von Lichtinstallationen für Räume öffentlicher und privater Auftraggeber. Eines der ersten großen Projekte wurde 1998 die Lichtplanung für den U-Bahnhof München-Westfriedhof, es folgten die Stationen Münchner Freiheit und Marienplatz. „Ich finde es sehr reizvoll, einen Beitrag für das Zusammenleben zu leisten. Gerade auf U-Bahnhöfen treffen sich täglich Tausende von Menschen, und es wäre schön, wenn sich die Passanten an diesem Ort wohlfühlen und ein paar Minuten verweilen…“, wünscht sich Ingo Maurer.

Kaum ein zeitgenössischer Designer hat das Element des provokativen Humors so überzeugend zum Bestandteil seiner Arbeitsweise gemacht wie Ingo Maurer. Wir freuen uns auf viele neue Kreationen mit Charme, Ironie, Eleganz und Stil.

Bildmaterial: www.ingo-maurer.com